Einscheibensicherheitsglas

Einscheibensicherheitsglas (ESG) zählt zu den grundlegenden Sicherheitsgläsern in der modernen Architektur und im Innenausbau. Dieses besondere Glas erhält seine außergewöhnlichen Eigenschaften durch ein spezielles Herstellungsverfahren: Flachglas wird auf über 600° C erhitzt und anschließend durch gezielte Luftströme schockartig abgekühlt. Dadurch entstehen im Inneren Zugspannungen, während die Oberflächen unter Druckspannung stehen – ein „Spannungskorsett“, das dem Glas seine besonderen Eigenschaften verleiht.

Die mechanische Festigkeit von ESG übertrifft normales Floatglas um das Vier- bis Fünffache. Mit einer Biegezugfestigkeit von 120 bis 200 MPa widersteht es erheblichen Belastungen und hält Temperaturunterschieden von bis zu 200 K stand. Im täglichen Gebrauch bedeutet dies: ESG verkraftet auch starke Stöße und plötzliche Temperaturwechsel, die normales Glas zum Bersten bringen würden.

Das charakteristischste Merkmal von Einscheibensicherheitsglas zeigt sich jedoch erst im Bruchfall. Statt in gefährliche Scherben zu zerbrechen, zerfällt ESG in kleine, stumpfkantige Glaskrümel von meist unter 3 cm Größe. Diese bleiben zunächst zusammenhängend und reduzieren so das Verletzungsrisiko erheblich – ein entscheidender Sicherheitsvorteil.

Die Anwendungsbereiche für ESG sind vielfältig: Von Duschwänden und Ganzglastüren im Wohnbereich über Glasbrüstungen und Treppen bis hin zu Überkopfverglasungen und Fassadenelementen. Auch im öffentlichen Raum, wo erhöhte Sicherheitsanforderungen gelten, ist ESG unverzichtbar. Zu beachten ist allerdings, dass jede Bearbeitung wie Bohren oder Zuschneiden vor dem Vorspannprozess erfolgen muss, da nachträgliche Bearbeitungen in der Regel zum Bruch führen.

Jedes Einscheibensicherheitsglas trägt eine unauslöschliche Kennzeichnung mit Herstellernamen und Normenangabe nach EN 12150, die seine Qualität und Sicherheit dokumentiert. In Kombination mit anderen Glastechnologien erweitert ESG seine Eigenschaften noch weiter – etwa als Teil von Verbundsicherheitsglas oder in modernen Wärmedämmverglasungen.